
Das Afrika-Archiv kam in den 1970er Jahren zustande durch die Zusammenarbeit von Manfred Hinz (auf bundesdeutscher Seite) und Billy Modise (auf namibischer Seite). Namibia war in dieser Zeit dem südafrikanischen Apartheidsstaat zugehörig und strebte nach einer Unabhängigkeit. Bremen war durch den damalig neuen Leiter des Überseemuseums, Herbert Ganslmayr, Vorreiter der Kolonialismusaufarbeitung in der Bundesrepublik. Im Jahr 1975 gründete sich das Bremer Afrika-Archiv, um die entwicklungspolitische Zusammenarbeit mit Namibia zu bündeln. Bis im Jahr 2023 unter der Leitung von Norman Aselmeyer alle Materialien gesichtet wurden, blieben die Akten weitgehend unberührt. Genaue Details zum Bremer Afrika-Archiv findet ihr unter: https://bch.uni-bremen.de/projekte/baa/
Mit dem Umzug der Juristen an den Domshof geriet das Archiv, bestehend aus etwa 250 Umzugskartons, unter die Räder. Aselmeyer forderte schon vor dem Umzug den Bremer Senat auf, diese Möglichkeit zur Umsetzung eines Dokumentationszentrums Kolonialismus zu nutzen, die von der Rot-Grün-Roten Regierung in ihrem Koalitionsvertrag bereits seit 2019 vorgeschlagen wurde. Dieses Dokumentationszentrum könne die Verflechtungen Bremens mit der Geschichte des Kolonialismus zusammenfassen. Hinter ihm versammelte sich eine breite Basis an zivilgesellschaftlichen Akteuren und Wissenschaftlern der Universität Bremen, aus der eine mehrtägige Tagung und der Sammelband „Stadt der Kolonien“ hervorging.
Aufteilung des Afrika-Archivs
Doch auch durch den Sammelband im Jahr 2024, der die Bremer Geschichte des Kolonialismus aufarbeitete, brachte keine Veränderung. Ein neuer Ort für das Archiv konnte weder an der Universität noch in einer neu erschaffenen Dokumentationsstelle gefunden werden. Der Umzugstermin der Jurist:innen rückte 2024 näher und die Zukunft des Afrika-Archivs war noch immer ungelöst. Der Zeitvertrag von Aselmeyer an der Universität lief aus, aber dadurch brach das aktivistische Engagement für das Bremer Afrika-Archiv nicht ab. Es ist vor allem auf das Engagement von Birgitt Rambalski zurückzuführen, dass das Archiv nicht vollends aufgelöst wurde.
Frau Rambalski organisierte die Aufteilung der Sammlung auf verschiedene Archive. Aus Bremen sagte das Focke Museum zu, einen kleinen Teil der Materialien zu übernehmen, aus denen bald eine Ausstellung entstehen soll. Auch ausländische Archive zeigten ein großes Interesse am Bremer Afrika-Archiv, darunter auch mit dem namibischen Nationalarchiv in Windhoek. Ende 2024 war die Auswahl und der Transport von (Wahl-)Plakaten, Kommunikation zwischen Bremen und SWAPO (die Unabhängigkeitsorganisation) und Schulmaterialien nach Namibia organisiert.
An dieser Stelle setzte auch das Engagement des StugAs Geschichte ein. Nachdem wir an der Universität nochmal versucht haben, in verschiedenen Bereichen Räumlichkeiten ausfindig zu machen, mussten wir uns aber auch geschlagen geben. Dennoch haben wir einen kleinen Teil des Archivs übernommen. Darunter sind primär populäre Zeitungen von 1989 bis 1992, von denen wir uns erhoffen, verschiedene Archive in Bremen oder darüber hinaus dafür zu begeistern. Bei diesen Materialien erhoffen wir uns die meisten Chancen, sie vernünftig unterzubringen. Derzeit läuft zwischen uns und dem Basler Archiv eine Kooperation über die Namibian Times. Es ist nämlich wichtig, auch in Europa Zeitungen aus der Frühphase dieses afrikanischen Staats vorzuhalten, damit auch in Europa Forschung dazu betrieben werden kann. Leider ist es nicht wahrscheinlich, dass in Namibia die Archive so gefördert werden, damit ihre Zeitungsbestände digitalisiert werden.
Der Rest des Bremer Afrika-Archivs wurde von einem Unternehmer in Bruchhausen-Vilsen übernommen, der sich dankbarerweise dazu bereiterklärt hat, die übrigen Kartons zu lagern. So konnte die komplette Auflösung des Archivs schlussendlich verhindert werden. Wir können unsere Kommiliton:innen nur dazu einladen, sich mit namibischer Geschichte und vor allem mit deutsch-namibischer Geschichte auseinanderzusetzen. Mit unserem Zeitungsbestand könnten problemlos fünf bis zehn Hausarbeiten geschrieben werden. Kommt also gerne im StugA Raum vorbei und schaut Euch unseren Zeitungsbestand an 🙂
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