
Noch bevor das Wintersemester 2025/26 beginnt und die konkrete Planung der Orientierungswoche ansteht, war der Großteil des StugA Geschichte bereits auf verschiedenen Tagungen unterwegs. Den Auftakt bildete Mitte September der Deutsche Historikertag – künftig „Tag der Geschichtswissenschaft“. In der darauffolgenden Woche folgte die Bundesfachschaftstagung (BuFaTa) der Geschichtsstudierenden in Bielefeld, wo wir uns mit ähnlichen Organisationen wie dem StugA trafen. Beide Veranstaltungen boten uns die Möglichkeit, Einblicke in aktuelle Debatten zu erhalten, Wissen auszutauschen und gemeinsame Positionen zu erarbeiten.
Für diejenigen, denen diese Tagungen nichts sagen, hier eine ironische „Definition“ im Stile des Wörterbuchs des Teufels, 1911:
Deutscher Historikertag: Eine sogenannte intellektuelle Bühne auf der Historiker:innen über die Vergangenheit streiten und dabei die Mittagspause ernster nehmen als die Französische Revolution. Wo die Nachwuchshistoriker:innen künftige Karrierewege suchen und dabei die etablierten Professor:innen umschwirren, die bedeutungsschwer bei jedem Vortrag die „entscheidende Frage“ stellen, die natürlich rein zufällig genau mit seiner/ihrer Forschung zusammenhängt.
Bundesfachschaftstagung (Bufata): Ein Forum, in dem mehr Energie darauf verwendet wird, Sitzungsprotokolle zu formulieren als Thesen, und wo der größte Fortschritt darin besteht, die Tagesordnung pünktlich abzuschließen. Ein unverzichtbares Ritual für jene, die die Vergangenheit studieren, indem sie die Gegenwart zerreden.
Natürlich fiel die Realität wesentlich konstruktiver aus, sodass beide Veranstaltungen seit Monaten als feste Termine in unseren Kalendern vermerkt waren.

Für den Historikertag hatten wir ein kleines Budget bereitgestellt, das es sechs Studierenden ermöglichte, Reise und Eintritt vergünstigt wahrzunehmen. Nach der Ankunft in Bonn – bekannt als ehemalige Hauptstadt der Bundesrepublik und Geburtsstadt Ludwig van Beethovens – stand zunächst eine Erkundung von Stadt und Universität an. Schon bald trafen wir auf zahlreiche bekannte Gesichter: aktuelle und ehemalige Doktorand:innen, Postdoktorand:innen und Privatdozent:innen. Spätestens in der überlangen Warteschlange bei der Anmeldung kamen viele von uns miteinander ins Gespräch.
Das inhaltliche Herzstück des Historikertags bildeten die Fachsektionen, die sich jeweils einem thematischen Schwerpunkt widmeten und nach den Vorträgen Raum für Diskussionen boten. Diese Formate erinnern stark an die Bremer Forschungskolloquien. Ergänzend gab es Programme speziell für Schüler:innen, Lehrkräfte und Promovierende sowie festliche Abendveranstaltungen, die jedoch einer zusätzlichen Anmeldung bedurften.
In den Sektionen wie auch in den Plenardebatten traten zentrale Kontroversen der aktuellen Geschichtswissenschaft deutlich hervor. Diskutiert wurden unter anderem:
Strategien zum Schutz vor Machtmissbrauch in akademischen Kontexten
Mechanismen im wissenschaftlichen Publikationswesen
Definition und Verwendungsweisen des Begriffs „Antisemitismus“
Die Zukunft universitärer Arbeitswelten
Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz für die historische Forschung
Der Umgang mit Forschungsdaten
Diese Spannbreite zeigte, dass der Historikertag nicht nur ein Forum für fachliche Spezialisierungen, sondern auch für die Auseinandersetzung mit strukturellen Fragen der Disziplin ist.
Trotz einer Krankheitswelle, die uns am dritten Tag zu einem ruhigeren Programm zwang, ziehen wir ein positives Fazit: Die Tagung bot nicht nur spannende Fachsektionen, sondern auch einen intensiven Einblick in die Vielfalt der historischen Forschung.
Weiter ging es zur BuFaTa
Mit nur einem Tag Pause und entsprechender Restmüdigkeit machten wir uns anschließend auf den Weg nach Bielefeld. Nach einer kurzen Stadterkundung begann die Tagung mit dem Eröffnungsplenum, in dem die Beschlussfähigkeit festgestellt und gemeinsame Ziele formuliert wurden. Da die Satzung der BuFaTa 2022 vollständig neu aufgesetzt worden war, bezogen sich viele Anträge noch auf deren Ausgestaltung, sodass unsere eigene Antragstätigkeit eher gering blieb.

Entscheidend für uns waren die Resolutionen, die wir gemeinsam verabschiedet haben und die Vernetzungsarbeit mit München, Berlin und Oldenburg. In den Resolutionen ging es um…
- die koloniale Aufarbeitung in Forschung und Lehre.
- die mögliche Wiedereinführung einer Zivilklausel an Universitäten.
- die anhaltende Unterfinanzierung universitärer Ausbildung.
Diese Beschlüsse sind zwar in ihrer unmittelbaren Wirkung begrenzt, doch bieten sie eine Grundlage für hochschulpolitisches Engagement. Besonders wichtig war für uns die Vernetzung mit den Fachschaften aus München, Berlin und Oldenburg, da solche Kontakte künftige Zusammenarbeit erleichtern.
Fazit
Die Teilnahme an Historikertag und BuFaTa hat uns gezeigt, dass studentische und wissenschaftliche Tagungen gleichermaßen Lern- und Diskussionsräume sind. Trotz aller organisatorischen Herausforderungen bleibt festzuhalten: Wer die Diversität der historischen Forschung kennenlernen möchte, wird auf solchen Veranstaltungen fündig – und zugleich Teil eines Netzwerks, das weit über die eigene Universität hinausreicht.
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